Seit 2006 gibt es Erin Circle und sie kommen aus Cottbus. Zu dem Artikel über die Irish-Dance-Troupe habe ich mit Conny am Telefon geplaudert und dieses Interview kann man hier nachlesen.
Riverdance, Lord of the Dance und Dancing on Dangerous Ground sind bekannte Irish-Dance-Shows. Wie habt ihr euch gefunden? Wie seid ihr dazu gekommen, irisch zu tanzen und woher kam die Lust dazu?
Alles ging mit Riverdance in Cottbus los. Ich habe mir die Show angeschaut und war begeistert. Nach der Veranstaltung gab mir ein Mann einen Flyer in die Hand und der war von einer Tanzschule, wo man Irish Dance lernen konnte. Zwei Tage später war ich in der Tanzschule und lernte irisch zu tanzen. Nach zwei Jahren haben wir unseren Verein auf die „Beine“ gestellt.
Mit Freunden, meinem Sohn und auch meinem Mann ging es los und erst mal musste ein Raum zum Üben gefunden werden. Wir fingen mit kleinen Auftritten auf Geburtstagen an oder auf einem Bio-Bauernhof, wo wir mit Naturalien „bezahlt“ wurden. Unser „Honorar“ war Bio-Leberwurst und Ziegenkäse! Nach unseren ersten Auftritten hat sich schnell rumgesprochen, was wir machen und so kamen die ersten Buchungen zustande, wie ein Schneeballsystem. Wir hatten das nie geplant oder davon zu träumen gewagt.
Der Name „Erin Circle“ kommt ja aus dem Irisch-Keltischen. Wie seid ihr auf diesen Namen gekommen?
Den Namen habe ich in einem historischen Romanüber die Artursage gefunden. In der Sprache des alten Englands wurde die Nachbarinsel – Erin – (Irland) genannt. Erin ist auch die Göttin, die das Land, Irland, symbolisiert. Circle ist ja selbstaussagend und bedeutet Kreis.
Beim irischen Tanz gibt es ja verschiedene Figurentänze, Tanz- und Schrittfolgen. Es gibt den „modern Irish dance“ und den traditionellen Céilí. Seid ihr da traditionell eingestellt, oder versucht ihr auch eigene Ideen einzubringen und zu tanzen? Welches tanzt ihr lieber, oder wo liegt euer Schwerpunkt beim Tanzen? Tanzt ihr lieber mit Softshoe oder Hardshoe?
Wir legen uns da nicht so fest. In unserem Programm gibt es traditionelles und modernes, Hardshoe und Softshoe, bekannte Céilís oder eigene Choreografien … Wir tanzen alles gerne. Mein Sohn Constantin hat z.B. eine Polka choreographiert, wo jeder denkt, es ist ein traditioneller Céilí. Und andererseits zeigen wir auch Steppschritte, die jahrhundertealte Tradition in Irland sind und die sehr modern wirken. Wir wollen dem Publikum die Vielfalt des Irish Dance zeigen.
Wenn uns eine Melodie, ein Musikstück gefällt, das tanzbar ist und den Zuschauern ins Ohr gehen könnte, überlegen wir uns eigene Figurfolgen, basierend auf den immer neuen Schritten, die wir bei unserem Tanzlehrer lernen, und so entstehen eigene Tanzstücke. Das dauert eine Weile, bis wir es so haben, dass es vorzeigbar ist.
Beim Tanzen kann man sehen, dass ihr hoch konzentriert seid. Vor allem beim Tanz, ohne Musik mit den Hardshoes. Da kommt es ja besonders darauf an synchron zu tanzen, weil jeder Fehltritt sofort zu hören ist. Wie oft trefft ihr euch, um zu trainieren?
Wir treffen uns alle jeden Freitag zum gemeinsamen Training für drei Stunden. Am Sonntagvormittag kann jeder, der Lust hat, für weitere drei Stunden individuell Schritte trainieren oder auch in der Gruppe üben – mit Spiegel und ohne die Unternachbarn zu stören. Einmal in der Woche trainiere ich für mich zu Hause, mache jeden Tag Stretching und ab und zu ein Rundumprogramm, um die einseitige Belastung des Körpers durch Irish Dance auszugleichen. Andere Mitglieder gehen zum Zumba oder Tischtennis oder Schwimmen.
Für uns ist es ein Hobby, neben Beruf oder Studium. Wenn man nach der Arbeit noch zum Training geht, hat man nicht immer Lust dazu. Ist man dann aber da und mit dem Tanzen anfängt, vergisst man den Stress der Woche und schaltet ab. Auch wenn man drei bis vier T-Shirts durchschwitzt, macht es immer wieder Spaß zu trainieren.
Einmal im Monat kommt unser Tanzlehrer Gyula Glaser, der selber bei „Magic oft the Dance“ tanzt, und er zeigt uns neue Schritte und Technik, schaut auf alles ganz genau. Dann müssen wir jeweils zu zweit durch den Raum tanzen und er findet immer was zu verbessern: Schultern gerade, Arme anlegen, Hände geschlossen, Füße strecken und kreuzen und auswärts, aggressiven Rhythmus halten, noch höher springen usw. Und wie war jetzt eigentlich die Schrittfolge?
Wir haben auch schon an Workshops in Berlin teilgenommen, unter anderem bei Colin Dunne. Es war schon ein Erlebnis ihn kennenzulernen, und wir haben da auch viel gelernt.
Wenn ich euch gesehen habe, wart ihr immer mit bis zu sechs Frauen und Männer auf der Bühne. Gibt es noch mehr Mitglieder eurer Tanztruppe? Wie sieht es mit Nachwuchs aus? Gibt es Möglichkeiten, bei euch Irish Dance zu lernen?
Wir sind zurzeit acht Tänzer. Wir wünschen uns tanzbegeisterten Nachwuchs, der bereit ist, sich zu engagieren und etwas Zeit zu investieren. Auch Ungeübte sind willkommen und werden langsam aufgebaut. Irish Dance ist erlernbar und man steigert sich allmählich. Wir und unser Tanzlehrer nehmen uns Zeit und fördern zum Anfang besonders unsere „Neuen“. Nach und nach werden sie dann in die Auftritte eingebaut und können das Gelernte zeigen.
Wenn jemand Lust hat, bei uns mitzumachen, müsste er in unseren Verein eintreten. Er hat vorher einen Monat Probetraining. Danach kann er entscheiden, ob er weitermachen möchte oder nicht.
Ich habe euch zum zweiten Mal in Stendal bei „Folk! in die Nacht“, 2011 und 2013, gesehen. An beiden Abenden habt ihr in den Farben Schwarz und Lila getanzt. Hat die Farbe Lila eine besondere Bedeutung für euch?
Die Farbe Lila ist eher Zufall, sowohl die Auswahl der Farbe beim Stoffkauf (beim Türken in Berlin oder in Gubin, die Polen haben schöne Stoffe!) als auch, dass wir 2x in Stendal lila waren. Wir haben auch noch rot-grüne und blaue und schwarz-weiße Outfits 😉 Ich versuche immer einen Farbtupfer zu setzen, damit wir nicht nur langweilig-schwarz aussehen. Die lila Kleider (Stendal 2011) hat eine Rentnerin für uns genäht, die lila Hemden sind von Jack & Jones und ich „garniere“ dann alles noch mit keltischen Mustern, entweder bemalen oder besticken und Pailletten und güldene Borten dazu … die allerdings im Tageslicht nicht so gut zur Geltung gekommen sind …
Michael Flatley, Jean Butler, Colin Dunne und Bernadette Flynn-O`Kane sind große Namen. Welches sind eure Vorbilder? Wen würdet ihr gerne mal treffen?
Jean Butler möchte ich nennen, weil sie sehr anmutig tanzt und auch eine besondere Ausstrahlung hat. Mein großes Vorbild ist aber Colin Dunne! Wie ich schon sagte, hatte ich ihn bei einem Workshop kennengelernt und er ist ein sympathischer Mensch. Während einer Talkrunde nach dem Tanztheaterstück „The Bull“ hat er uns sogar unter den Zuschauern wiedererkannt und uns zugenickt.
Wie sehen eure Pläne für die Zukunft aus? Habt ihr etwas geplant?
Es ist nichts Konkretes geplant. Wir freuen uns über jede Buchung und möchten noch viele Male auf der Bühne stehen und das Publikum begeistern. Stendal ist immer ein Höhepunkt für uns. Die Atmosphäre ist dort immer schön und die Zuschauer toll. In solchen Momenten haben sich die harte Arbeit, der viele Schweiß und die vielen Stunden der Vorbereitung gelohnt, wenn man von dem Publikum viel Applaus bekommt. Wenn man in den Gesichtern Staunen und Begeisterung sieht, ist es ein tolles Gefühl.
Was möchtet ihr der Welt, da draußen mal sagen?
Dance, dance wherever you may be …
Welche Frage würdest Du noch stellen und gebe auch gleich die Antwort dazu!
Hört ihr auch andere Musik als die irische?
(nach Kurzem schweigen) Und Deine Antwort?
Ja.
Ja!?
Ja.
Ja, das ist jetzt alles?
Ja. (Nach kurzem Gelächter): Wir sind immer auf der Suche nach Musik für unsere Auftritte und dadurch hört man viel irische Musik. Da vergehen schon mal viele Stunden und dann ist es schon eine Abwechslung, andere Musik zu hören. Ich lege mich da nicht so fest und mir gefallen verschiedene Musikrichtungen. Zurzeit höre ich gerne Bastille, auch mal Fleetwood Mac und Bastille (wieder wird gelacht).
Vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast, um mir meine Fragen zu beantworten!
Ich habe zu danken, dass du über uns schreibst!
Zum Ende noch ein paar Geschichten, die mir Conny verraten hat, aus dem Leben von Erin Circle. Von Pleiten, Pech und Pannen, die nicht auf der Webseite stehen, aber mit Happy End …
Conny: Der Veranstalter bucht uns zum Steppen – und auf der Bühne liegt flauschiger Teppich aus. Unsere Gesichter schlafen ein … doch der rührige Klubhausleiter opfert seine nagelneu aussehenden Lärchenholztischplatten und legt damit die Bühne aus. Die Zuschauer können unsere Steppgeräusche nun doch hören – und am Ende sind die Tische wie durch ein Wunder noch unversehrt.
Oder: Bei einer Veranstaltung fällt mitten im Stepptanz die Musikanlage aus. Wir tanzen den Tanz unbeirrt weiter, ohne Musik, schön synchron 😉 Und die Zuschauer sind aus dem Häuschen und applaudieren wie wild. 😀
Oder: Während wir tanzen, sacken einzelne Bühnenbretter unter uns ab, da der Untergrund uneben und mit Hölzchenstapeln ausgeglichen war. Der DJ kriecht ständig unter uns herum, stützt die Bretter mit seinem Rücken (!) und stapelt Klötzchen, und zwischendurch spielt er oben unsere Titel ab (was wir erst hinterher mitgekriegt haben!)
Oder: Ein Irish-Folk-Musiker (dessen Namen wir hier verschweigen) kündigt unseren Programmbeitrag folgendermaßen an: „So wir machen jetzt eine Pause. Sie können jetzt alle ein Bier trinken gehen oder ein Würstchen essen …“ Unsere Kinnladen klappen runter. Doch entgegen der Ansage kommen die Zuschauer von den Getränkeständen herbeigeströmt und die Zuschauerreihen füllen sich – für uns! Der stürmische Beifall dringt auch bestimmt bis zur Würstchenbude, wo der Typ steht und Pause macht. 😀
Beim Cottbuser Stadtfest hatte man vergessen, uns vor Ort mit einzuplanen (trotz Vertrag und vorheriger telefonischer Absprachen). Die Bühne stand voller Instrumente für einen Chor und der Techniker wusste von nichts. Wieder eingeschlafene Gesichter. Generalproben, Anreise – alles umsonst …. Die herbeigerufene Chefin des Events schickte uns kurzerhand von dieser Nebenbühne auf die riesige Hauptbühne auf dem Cottbuser Marktplatz – wo die Star-Acts (wie die Rubetts!) stattfinden – und wir durften dort das zahlreiche Publikum unangekündigt überraschen. Die Chefin war von uns so begeistert, dass sie sagte: „Ihr gehört auf diese Bühne!“ 😀
Ich mag Erin Circle total gern, deshalb freue ich mich sehr über diesen Artikel , danke schön
Sie sind schon eine tolle Truppe.