Am 3. September gaben die O’Reillys & Paddyhats ein großartiges Clubkonzert in Düsseldorf. Der Laden war ausverkauft und schnell merke man… dass viele textsichere Fans gekommen waren. Schon nach dem ersten Song kochte die Hütte.
Gestählt durch ihre mehrmaligen Gigs beim diesjährigen Wacken war die Band so richtig in Spiellaune und machte ihre Ansage wahr… so lange zu spielen… bis der Schweiß die Decke runter tropfte. Es gab an diesem Abend das volle Programm einschließlich 3 Zugaben – ein gnadenlos guter & bierlauniger Abend mit Irish Folk und schönen Menschen.
Wir nutzen natürlich die Gelegenheit und baten die Band uns doch ein paar Fragen zu beantworten. Natürlich kann so ein „dreckiges Duzend Fragen“ nicht zwischen einer Zigarrette & einem letzten Bier im Stehen beantwortet werden. Also bekamen sie unseren Fragebogen mit auf dem Heimweg… mit der Bitte um Beantwortung.
Hier nun unser „dreckiges Dutzend Fragen“ & die Antworten:
1) Warum nennt ihr euch eigentlich „The O’Reillys and the Paddyhats“? Der Name ist doch recht sperrig und auch nicht sehr griffig. Habt ihr einen Sponsorenvertrag mit der Irish Pub-Kette? Und auch diese Paddyhats sind ja nun nicht wirklich schick.
Du hast vollkommen recht. Der Name ist so unnötig lang, dass bei vielen Aufzählungen, Time Tables und Festivalorders die Formatierung nach unserem Namen ausgerichtet wird. Der Name ist so lang, dass die Fans mittlerweile in 2 Lager aufgeteilt sind. Die einen nennen uns O’Reillys und die anderen Paddyhats…ich hab auch mal gehört, dass es Leute gibt, die den vollen Namen aussprechen, allerdings traue ich dem Braten noch nicht so ganz und vermute, dass es eher eine Legende unserer Plattenfirma ist um ein bisschen Promotion zu machen. Frank Turner and the Sleeping Souls, Horst and the Heartbreakers, Mr. Hurley und die Pulveraffen sie alle haben gezeigt, dass lange Namen keinesfalls als Prothese für unsere Geschlechtsorgane dienen. NEIN! Lange Namen sind einfach lange Namen und wir sollten sie respektieren! Hey Boys come on and fight with us! We’re „The O’Reillys and the Paddyhats“.
2) Wieso braucht ihr einen dritten Sänger… habt ihr zu zweit zu wenig (Stimmvolumen) drauf.
Gut, dass du’s ansprichst. Wir haben ja ohne Ian begonnen und das ging natürlich auch. Dwight und ich haben ja auch mal zu zweit Musik gemacht. Das ging auch. Doch die Frage ist, wenn du einen Typen haben kannst, der verdammt gut aussieht, einen Flat (seine Frise) stehen hat, bei dem schon viele Psychobillies vor Neid erblassten und dann auch noch der Animator vor dem Herren ist, dann gibst du dem Mann ein Mikro und sagst: MACH! (Nebenbei klingen auch die besten Sänger und besten Songs besser wenn im Chorus noch ein bisschen Bums dahinter ist, weil jemand die besten Stellen hervorhebt) 😉
3) Irish Folk ist wieder voll im Trend und sorgt derzeit für volle Club-Konzerte. Seid ihr froh darüber eine trendy Band zu sein?
Das hat uns auch gewundert. Als wir 1970 begonnen haben Irish Folk mit modernen Einflüssen zu mischen, konnten wir nicht ahnen, solch einen Trend zu setzen. Spaß beiseite, die Frage ist doch die, ob wir auch Musik machen würden, wenn wir jedes Konzert vor 3 Farmern auf einem ansonsten leeren Irish Folk Festival spielen würden, weil keine Sau Irish Folk und seine Genreableger hören mag. Ich würde sagen: JA! So wie es jetzt ist, macht es allerdings mehr Spaß. Und wenn du jetzt fragst: Durch den Trend keltische Musik, ist doch auch die Konkurrenz größer, dann würde ich sagen, das ist vollkommen egal. Wir freuen uns wenn Bands unsere Art von Musik machen und wenn wir alle eine große Genrefamilie sind und man sich auf vielen Festivals über den Weg läuft. Am Ende klingen wir eh immer wie wir und die Anderen immer wie die Anderen. Also schön, dass die Welt gute Musik zu schätzen weiß! Cheers!
4) Gefühlt hat heute fast jede Irish Folk Band ein „Punk“ in ihrer Musikbeschreibung (auch ihr). Aber bei den wenigsten ist es dann auch tatsächlich so. Wo ist eigentlich der Punk bei eurer Irish Folk Party? Können ja nicht nur die grün gefärbten Haare eures 3. Sänger sein.
Du hast uns enttarnt. Das Problem ist doch, dass Irish/Scottish/Keltic-Folk-Rock-Pop-Pirate-Punk-Band einfach kacke klingt! Wir haben doch schon so einen beschissen langen Namen 😀
Was sind wir denn deiner Meinung nach?
Folk News: Ihr seit eine Kapelle… die ihre Instrumente beherrscht und auf eine frische und flotte Art irische Musik spielt… die für gute Laune sorgt und sofort in die Beine geht… irgendwie ist bei euch immer mächtig viel Party-Stimmung.
Punk dagegen hat für mich viel mehr mit Aggressivität und Wut zu tun (am besten immer gegen alles & allem). Und Punk in seiner ursprünglichen Art war auch immer ein wenig Dilettantismus an der Gitarre bzw. an den Instrumenten. Dies trifft auf euch in keinster Weise zu.
5) Das aktuelle Album klingt sehr frisch und nach guter Laune. Könnt ihr auch düster & traurig? Solche Taschentüchersongs wie „Danny Boy“ und ähnliche sind nicht eurer Ding… oder?
Also mit langsamen traurigen Songs sind wir noch nicht so ganz auf einem Nenner. Ich denke schon, dass es mal eine Zeit gibt wo wir uns diesem Thema widmen. Trauriges und melancholisches steckt schon auch in unseren schnelleren Songs. Balladen und so softe Nummern sind aber eben ein Kapitel für sich. Was auf der Platte dann noch super funktioniert ist Live schon wieder ganz anders. (What I am zum Beispiel kommt jetzt erst so langsam bei den Fans an.) Für uns wirkt es oft deplatziert, wenn wir eine kochende Meute vor uns haben und wir den Schweiß wieder trocknen lassen mit einer langsamen Nummer… Allerdings zeigen viele Bands dass es genauso auch gut funktionieren kann. Abwarten… wenn das Leben mal wieder eine traurige Geschichte schreibt, vielleicht machen wir eine düstere langsame Nummer draus.
6) Wo bzw. wie sollte man eure Musik/CDs am besten hören? Habt ihr dafür die ultimative Empfehlung?
Also ich persönlich hör die CD gar nicht mehr, denn wenn man die Songs auf Gigs und 2x die Woche bei den Proben also 8 – 16 mal im Monat und 2003430 Mal im Studio gehört hat, ist einem irgendwann mal klar welcher Ton wo sitzt^^ Wenn ich keltische Musik höre sitze ich meistens im Pub, im Proberaum oder im Auto… Joggen hab ich probiert, find ich kacke. Da kann aber der Sport nichts für. Ich könnte mir nochmal vorstellen auf ein altes Segelschiff zu gehen und rauszufahren und laut „Black Sails“ zu hören. Falls der Besitzer eines Highclass 5 Sterne Dinner Restaurants mit 1000 € Rotwein und Essensportionen so groß wie 2€ Münzen hier mitliest, würde ich mich freuen, wenn er mal gegen 18 Uhr „Black and Tans“ laufen lassen würde. 🙂
7) Beim diesjährigen Wacken habt ihr mehrmals auf der so genannten „Beer Garden Stage“ vor einem vollen Garten gespielt… war das schon der Traum aller Bandträume?
Das war definitiv ein Traum. Vor allem für unseren Connor. Jeder hat es genossen dort zu spielen und einfach als Band da zu sein. Wir würden jederzeit wieder hin. Wir sehen es aber eher als Anfang von der ganz „ernsten!“ Bandkiste. Wir sind zwar jetzt 5 Jahre dabei, allerdings haben wir 5 Jahre lang Vollgas gegeben und unsere Samen gesät (ich spreche nicht von Groupies) sondern unsere Lieder geschrieben, ein riesiges Crowdfunding gemacht, Pressearbeit geleistet, geprobt, soziale Kämpfe ausgestanden, viel Live gespielt, selbst ein aufwendiges Musikvideo gedreht, Grafiken gestalten was das Zeug hält, von der Bandbeschreibung bis zur Homepage, unseren Online Shop in’s Leben gerufen, Merchandise gestaltet und auf den Weg gebracht, unsere Show ziemlich ausgearbeitet, Bewerbungen geschrieben, bis die Finger blutig waren. Wir haben überall unseren Finger drauf gehabt und nie einen Penny eingesteckt. Jetzt kommt eine Zeit wo wir mit solchen Festivals wie Wacken mehr als belohnt werden! Danke Danke Danke!
8) Balver Höhle statt Wacken wäre doch eher der Traum aller Folk-Bands! Um in diesem Mekka für Fans der irischen Musik… in der Balver Höhle spielen zu dürfen… scheinen wohl eure Bärte aber nicht lang genug zu sein. Lässt ihr euch jetzt welche lang wachsen?
Wir sind ja keine klassische Irish Folk Band und in Balve spielen ja eher die Traditionellen. Ich frage mich ob die Höhle uns aushalten würde. Dennoch würden wir natürlich gerne mal dort spielen. Wenn es allerdings nur mit langen Bärten geht, dann schätze ich, dass ich ein großes Problemkind bin…Hormontherapien kämen für mich und damit eine Gigmöglichkeit in der Balver Höhle aber durchaus in Frage. Ich glaube ich gehe nächste Woche zum Arzt.
Falls du Connections dorthin hast, kannst du aber gerne schonmal die Kunde streuen, dass wir uns alle Mühe geben. Gerne würden wir natürlich eine Höhle zu unseren „besonderen“ Locations hinzufügen: Bisher haben wir in einem alten Schwimmbadbecken gespielt, in einer 8000 Leute fassenden Halle in Moskau (waren nur 100 Gäste da) und in einem alten Strom und Wasserlosen Fachwerkhaus im tiefsten Wald des Frankenlandes.
Folk News: Wir jedenfalls würden euch gerne in der Balver Höhle spielen sehen.
Also: Hallo… hallo liebe Irish Folk Festival – Macher aus Balve… lest das hier bitte… hört euch das famose aktuelle Album an und nehmt doch bitte mal die O’Reillys and Paddyhats in eure Liste für künftige Line ups auf. 🙂
9) Ihr habt euch auch schon mal Kobolde besorgt… die irische Fahnen schwenkten und „Goldmünzen“ ins Publikum warfen. Braucht man so was um bekannt & groß zu werden und ganz viele CDs zu verkaufen?
Ja gut, U2 wären ohne Kobolde und Goldmünzen auch nicht bekannt geworden. Die Sache ist doch die, dass die Plattenfirmen eine menge Geld ausgeben um hinterher in der Geschichtsschreibung alles auszulöschen, was auf den holprigen Anfang der Band hinweisen könnte. So auch bei U2 und vielen anderen Band und ihrem Erfolgsrezept Gold und Kobolde.
Zudem ist früher alles so schön einfach gewesen. Man hat ein Konzert auf dem Rathausplatz mit ein paar Flugblättern angekündigt und die Leute sind gekommen. Heutzutage ist man so überlastet von Unterhaltungmöglichkeiten. Du kannst ja alles machen mittlerweile. In einem komplett dunklen Restaurant mit deinem Schatzi zu Abend essen, in einem SM Schuppen gefesselt kopfüber von der Decke hängen und Mozart hören oder für 27,99 € im Ledersessel einen leicht verschwommenen 3D Film anschauen. Wie soll man da mit einfacher handgemachter Musik gegen anstinken. Letztlich sind unsere Showelemente aber ein Teil von uns, den wir gerne machen. Es macht Spaß sich neues auszudenken und das logistisch versuchen in die Tat umzusetzen. Konfettikanonen, Schilder mit Chorustexten, Knicklichter, eine Gusseisernekette als Percussionersatz, grüne Bengalos, einen Stepptänzer der ersten Sahne, Verkleidungen von Ian als Kobold und Captain, Tanzeinlagen, Publikumsanimationen und und und..
Folk News: Okay… als Konzertknipser finde ich ja solche Ideen großartig… bitte mehr davon… da können immer tolle Fotos entstehen. Davon haben alle was… die Band… die Fotografen und auch die Fans. Gerade solche Aktionen sorgen für Fotos die oft einem „WOW-Effekt“ haben… abgesehen davon fordert die Dynamik solcher Aktionen auch uns Fotografen besonders. Jemanden mit Gitarre auf einen Hocker sitzend kann ja jeder einfach so knipsen.
10) Die Dubliners sind ja so was wie die Eizelle aller Irish Folk Bands. Wie viel von denen steckt in euch & wie viel gevelsbergisches ist noch in eurem irischem?
Die Dubliners sind ja so ein bisschen wie die 5 Fache Version von Florian Silbereisen. Es ist eben Volksmusik. Allerdings Volksmusik die für meine Ohren eine ganz andere Bedeutung hat. Die Songs die, die Dubliners geschrieben haben setzen natürlich viele Maßstäbe für die Musik, wie wir sie machen nur geben wir Ihnen ein ganz anderes Gewand. Ich sag mal 6% Dubliners ist noch da drin. Der Rest sind andere Einflüsse. Gevelsbergerisches steckt nur insofern in uns, als das Dwight und Ian ihre Stadt lieben und zu ihr einen starken Bezug haben. Daher ist auch Fair Old Lady entstanden. Aber musikalisch hat das keinen Einfluss. Wir sind eben irgendwie die Summe aus unseren Musikgeschmäckern.
11) Jede Irish Folk Band… die was auf sich hält… hat ein weibliches Mitglied… entweder an der Fidel oder an der Flöte… das meist auch noch angenehm singt. Eure Fiddlerin darf aber nicht singen… habt ihr trotzdem marketing-technisch alles richtig gemacht?
Ja also das es jetzt eine Frau geworden ist, ist eher Zufall. Ich glaube statistisch spielen einfach mehr Frauen Geige. Wenn Emily auch noch singen würde, dann hättest du gefragt warum wir sie singen lassen und ob unsere 3 Stimmen nicht stimmgewaltig genug sind. Um dem vorzubeugen bleiben wir zu 3. 😉
12) Eure ersten 5 Jahren waren ja sehr erfolgreich. Wo werdet ihr in 5 Jahren stehen/sein. Wie geht es nun nach Wacken weiter?Kommt als nächstes ‚Rock am Ring‘ oder gar der ZDF-Fernsehgarten?
Wir hoffen zumindest, dass die Erfolgskurve exponentiell wächst. Es gibt etliche hochgesteckte Ziele: Rock am Ring, Hurricane, Summerbreeze, Full Metal Cruise, BALVER HÖHLE, all das sind natürlich noch Festivals, die wir gerne bespielen möchten. Zudem ist unser Traum auch in der Welt nochmal ein bisschen rumzukommen. West Coast Tour in Amerika, mal nach Japan und Australien sind große Vorhaben, die wir wenn nötig selbst umsetzen müssen, falls keiner auf uns zu kommt. Eine Tour mit einem waschechten Nightliner mal so 10 Tage wäre auch grandios. Oder eine goldene Schallplatte 😉 Allerdings ist das alles eher so das Ende der Fahnenstange. Auf dem Weg dahin liegen etliche kleine und heiße Konzerte, Alben die sich erst mal ein paar Tausend mal verkaufen müssen und Touren mit unserem gemieteten Transit und bandeigenen Hänger. Hier ist auch definitiv der Weg das Ziel. Denn es macht tierisch Spaß daran zu arbeiten und selbst wenn wir nie so weit kommen wie oben beschrieben, hat sich der ganze Aufwand schon gelohnt 🙂 Achso und ZDF Fernsehgarten ist natürlich geil. Würden wir machen. 😀
PS: Wir fanden deine Fragen ganz famos! Es sollte öfter solche Interviews geben. Cheers.
Sean und der Rest der Paddyhats!