Wenn mich jemand vor Jahren nach einer Empfehlung für eine traditionelle Band des Irish Folk gefragt hätte, so hätte meine Reaktion eher einem Fragezeichen geglichen. Heute bin ich definitiv einen ganz entscheidenden Schritt weiter.
Zu verdanken ist das den fünf Musikern von Dizzy Spell aus Halle mit- und rund um die Bandleader Juliane Weinelt (Gesang, Querflöte) und Jan Oelmann (Gesang, Akustikgitarre, Fiddle). Gelernt hat Jan Oelmann die Fiddle nach seiner klassischen Ausbildung bei Kenneth MacLeod (Kanada) und All-Ireland-Champion Aoife O’Brien (Irland). Seine Erfahrung zieht er aus zig Auftritten in Deutschland, Kanada, Spanien und Belgien und seiner Mitwirkung als Studiomusiker bei vielen CD Produktionen. Und auch Juliane Weinelt ist kein unbeschriebenes Blatt und hat bei mehreren Pop- und Liedermacherprojekten mitgewirkt. Mit Ihrer gut ausgebildeten Stimme vermag sie eine direkte Brücke auf die grüne Insel zu schlagen. Unterstützt werden die beiden von Kerstin Braun (Gesang, Perkussion), Oliver Soos ( Fiddle, Gesang) und Matthias Landgraf (E-Bass, Gesang). Allesamt klasse Musiker mit viel Erfahrung, die sie alle zusammen entweder als fünfköpfige Band, im Trio (Juliane Weinelt, Jan Oelmann, Kerstin Braun), oder als Duo (Juliane Weinelt, Jan Oelmann) gekonnt auf der Bühne unter Beweis stellen.
Gegründet wurde Dizzy Spell 2001 nach ungezählten Sessions, gefärbt von Tanz- und Gesangsstücken, schwarzem Bier und lustigen Geschichten, getragen von einer gemeinsamen Vision, wie moderne traditionelle Musik heute klingen sollte und einem ganz pragmatischen und so liebenswert menschlichen Grund.
„Uns hat damals die hingebungsvolle Liebe zur irischen Volksmusik und die Aussicht auf Freibier bei Pubkonzerten zusammengeführt. Die Gewichtung hat sich im Laufe der Zeit aber deutlich zum ersteren verschoben“
Der Name der Band ist Programm, so einfach wie passend.
„Ich glaube unser damaliger Gitarrist Olaf hat nach der englischen Entsprechung für ‚Schwindelanfall‘ gesucht. Wegen der schwindelerregenden schnellen irischen Tanzmusik. Mein Vorschlag für den Bandnamen war übrigens „The Beards“, das wurde aber von den weiblichen Bandmitgliedern abgelehnt.“
Der kleine Pub wurde längst durch größere Bühnen ersetzt, auch wenn die Musiker es sich nicht nehmen lassen sich weiterhin regelmäßig in diesem zu treffen. Es ist eine Bühne voller Musik quer durch die Welt, getragen vom keltischen Einschlag, in der auch Bluegrass angehauchte Töne aus Kanada und leise Balladen aus Finnland ihren Platz finden. Aber vor allem mit den besagten Rhythmen, die einfach ins Bein gehen. Und das nicht nur, weil sie so flott arrangiert sind, dass man gar nicht merkt, dass das eine oder andere Lied eigentlich eher Liebeskummer und andere Tragödien thematisieren. Es ist auch die Hingabe, die man den Musikern auf der Bühne anmerkt. Und wer so famos die Fiddle spielt wie Jan Oelmann, kann mit Leichtigkeit und Frische aufspielen das es einfach groovt.
Aber es sind auch die leisen Töne, die ruhige und in sich ruhende Art, die so passende Stimme von Juliane Weinelt mit den warmen Klängen der Querflöte, die abwechslungsreiche Mischung aus sensiblem, mehrstimmigem Harmoniegesang, feinen Arrangements traditionellem Folk und ihre sympathische und humorvolle Bühnenpräsentation, die ein Konzert einfach zu einem wiederkehrenden Termin werden lässt. Eine gelungenes Gesamtpaket, welches sich auch in den unterschiedlichen und vielseitigen Programmen der Band wiederspiegelt.
„Eigene Texte machen wir mit Dizzy Spell nicht, aber wir bearbeiten die Traditionals sehr frei, nehmen meist nur die Grundmelodie des Songs und komponieren alles weitere wie Zwischenteile und Brigdes meist neu. Wir sagen immer: Das Stück wird Dizzyspellisiert.“
Nach den drei Studio CD´s „Ten Songs from Abroad „(2008) , „An Nollaig – irische Weihnacht“(2010) und „I Once Loved a Lass“ (2013), schließt sich die Band der allgemein zunehmenden Digitalisierung an und bietet mit „Six Years of Irish and Celtic Folk“ eine Ansammlung aus den bestehenden Alben zum Download über Amazon, Spotify oder ITunes an. Eine Gelegenheit schnell in den Genuss hörenswertem, traditionellen Folk zu kommen. Jedoch nur für´s erste. Denn um mein anfangs erwähntes Fragezeichen aufzulösen, kann ich nun klar empfehlen, sich diese Band bei nächster Gelegenheit unbedingt anzusehen.
Schön, dass ihr die Band vorstellt – vielen Dank, Cera! Kann man denn eine Dizzy Spell-CD womöglich demnächst auch hier gewinnen?
man weiß nie Gudrun. Also immer Augen auf 🙂
Selbstredend!
Muß zu meiner Schande eingestehen das ich von der Truppe noch nie etwas gehört habe, mich aufgrund der Vorstellung werde ich mich aber gern mal mit ihnen beschäftigen – bin neugierig geworden 🙂
Lustig finde ich den Part mit dem ursprünglich geplanten Bandnamen “ The Beards „, es gibt eine Band mit eben diesem Namen, die ich dem weltoffenen Musikliebhaber durchaus ans Herz legen kann – die sind nämlich echt Klasse !!!
Das freut mich aber, Ecki!, Genau das haben wir beabsichtigt. Vielen Dank !
Bitte die grammatikalischen Fehlstellungen zu entschuldigen, mein Mobilfunktelefon wollte nicht so wie ich wollte 🙂
Ich durfte diese Band vor ein paar Wochen in Hundisburg erleben und war begeistert.
Danke für diesen Artikel.