Ihrem Namen nach sind Tagelöhner eher Gesellen der Unbeständigkeit und dennoch sind die hier vorgestellten Namensträger alles andere als unstet. Mit „Kornschwein“ liefert das Duo nun ein Album vom feinsten ab. Deutsche Texte und Kompositionen aus eigener Feder in bester Liedermacher-Folkloristen-Manier – wie konnten mir die Tagelöhner bloß so lange verborgen bleiben?!
Der Elftitler eröffnet mit Liesl, einer Hommage für eine Dame gleichen Namens. Mit Gitarre, Mundharmonika, Mandoline und Gesang geht es, getragen von unauffälligen drum-Loops, an das musische Tagwerk. Hinzu gesellen sich Stück um Stück Laute, Kazoo und eine Violine sondergleichen – und da Terzen immer helfen, wird eine entsprechende Mehrstimmigkeit angestimmt. So steigen die beiden Herren ebenso eingängig wie unaufgeregt in ihr neues Album ein.
Mit Der Hypochonder erklingen ebenso folkloristisch wie kritische Töne. Jäsche, der alleiniger Texter der Scheibe ist, beweist damit feinsinnigen Humor à la Wilhelm Busch. Wer also die Texte als nettes En-Plus in ihrem Gehalt nicht zu erfassen gewillt ist, kann ebenso mitsingen wie der Aufmerksame, der in allem einen wohlfeilen ironisch-kritischen Unterton herauszuhören imstande ist. Knauls (ehem. Aberlour’s) Geigenspiel zeugt auch auf diesem Album von einer Spielkunst, die in folkloristischen Gestaden eher die Ausnahme denn die Regel ist.
In beinahe kitschigen Terz-Tenor-Gesang eröffnet Weisheit mit Löffeln fressen ehe, durch ein Drum-Intro eingeleitet, Gitarre, Mandoline und Mundharmonika in das Stelldichein einsetzen. So inszenieren die Tagelöhner ein Wechselbad der Gefühle, künden in den Strophen vom Vergänglichen des Irdischen, ehe der orchestrierte Refrain die Textzeile des Titels kultiviert – und darauf findet die Mundharmonika einen echten Platz melodiöser Entfaltung.
Der vierte Titel, In Teufels Namen, gibt sich in Gypsy-Manier gleichermaßen tanzbar wie textlich gescheit. Die Hommage eines ambivalenten Egoisten ist womöglich ein Teil jener Kraft, die stets das Böse will, und stets das Gute schafft?! Hernach erklingt der namengebende Hymnus des Albums: Kornschwein.
Der siebente Titel, Fiddlers Gelassenheit, ist der Ausnahmetitel des Silberlings, denn die Musik stammt aus der Feder Knauls. Nach einem ruhigen Eingangsteil, dem Break folgend, kultiviert die Fiddle eine Mischung aus exzessiver Folk- und Rockstilistik – ein Ohrenschmaus für alle Geigenliebhaber.
Und setzen die Tagelöhner ihre beständige Reise durch die Titel des Albums fort. „Kornschwein“ ist wie seine Urheber – bisher viel zu wenig beachtet und dabei die perfekte Symbiose aus Intellekt und Unterhaltung, aus Kritik und Mitsingmusik – ein Meisterstück! Bitte unbedingt bald mehr davon!
Titelliste
- Liesl
- Der Hypochonder
- Weisheit mit Löffeln fressen
- In Teufels Namen
- Kornschwein
- Schützenfest
- Fiddlers Gelassenheit
- Verblendung
- Der Optimist
- Scharlatane
- Bernburg