Wie kaum eine andere Band in den letzten Jahren riefen die drei Freunde und Musiker der deutschen Folk-Pop-Rock-Mittelalter-Band dArtagnan die Spötter auf den Plan. Zu sehr der Vergleich vom Abklatsch eines Schlagers, Santiano und Co und zu sehr der offensichtliche Aufsprung auf einen gerade erfolgreich rollenden Zug der mittelalterlichen Folkszene.
Die Fans hingegen feiern ihre Helden als die beste Entdeckung seit der Erfindung des Dynamits und das Debütalbum der Nürnberger Musketier-Rocker Seit an Seit (2016) schlug entsprechend ein wie eine Bombe. Mit Gold ausgezeichnet, unter den Top 10 der deutschen Charts und die Band selbst 2017 mit dem Eins der Besten in der Kategorie Newcomer des Jahres geehrt. Ganz nebenbei in Augenhöhe mit Andrea Berg (Sängerin des Jahres) und Roland Kaiser (Sänger des Jahres).
Auf ihre Musik angesprochen verkündet Frontman Ben Metzner selbstbewusst „Wir haben Spaß an dem was wir tun. Die Besucher für die Zeit eines Gigs glücklich zu machen, das ist es was wir wollen. Daran halten wir fest.“
Fakt ist, sowohl Produzent Thomas Heimann Trosien, als auch die Musiker setzen in ihrem neuen Album Verehrt & Verdammt auf das bewährte und erfolgreiche Rezept und paaren Pop mit Rock und folkloristischen Einlagen, in denen zwischendurch auch bekannte Klänge des Mittelalters zu vernehmen sind. Texte über große Taten, Heldenmut, Freundschaft und schöne Frauen führen in 13, mal in ritterlichen Tanzliedern voller Ehrengedanken, mal in zeitlosen balladesken Songs über Zusammenhalt und Emotionen durch 45 vor sich hinplätschernden Minuten mit wenig inspirierenden Rhythmen. Die Texte selbst sind oft einfach und leicht zum Mitsingen geeignet, aber mit wenig Tiefgang. Ich steh dir bei ist emotional ansprechend und punktet trotz einer Portion Kitsch, was von Auf dein Wohl nicht behauptet werden kann. Ein klassischer Lückenfüller, auf dem man auch gerne verzichten könnte. Der Text verliert sich in Banalität und die simple Akustikgitarre erklingen eher gelangweilt als unterstreichend. Da rettet auch die seufzende Geige nichts.
Einzig Das Mühlenrad ragt mit Textumsetzung und Arrangement aus diesem Sumpf heraus. Basierend auf einer Arbeit des bekannten Lyrikers Joseph von Eichendorf, dessen Texte zu den meist vertonten deutschsprachigen Lyriken gehört, erinnert die musikalische Umsetzung ein wenig an Schelmishs Rabenballade, erhält aber dennoch eine gelungene Eigendynamik.
Und auch sonst scheinen sich die Musiker zum Ende des Albums lieber an bekanntes zu halten und vertonen den Klassiker Was wollen wir trinken, in einem hörbaren Arrangement. Mit Schinderhannes und einer Version des bekannten „Auld lang syne“, in Anlehnung an der textlichen Umsetzung von Hannes Wader, wird dem traditionellen Liedgut in Wer weiß eine eigene Strophe hinzugefügt. Schlau genug sind die Musiker von dArtagnan, Den Abschluss macht der Song Das letzte Glas, welches ebenfalls an das schottische Abschiedslied „The Parting Glas“ angelehnt ist. Ein emotionales Lied über Freundschaft und das Leben mit all seinen Höhen und Tiefen.
Man muss selbst entscheiden, auf welcher Seite man am Ende stehen möchte. Für mich bietet Verehrt & Verdammt eine Gratwanderung zwischen Hit und Banalität, deren anmutenden Flöten, Dudelsackmelodien und heroischem Gesang nicht darüber hinwegtäuschen können, dass ein gut funktionierendes Konzept bis in die Unendlichkeit ausgeschlachtet wird und künstlerische bzw. musikalische Kreativität leider auf der Strecke bleibt. Ein Schelm übrigens, wer Böses bei dem Titel des Albums denkt. Verdeutlicht er doch bewusst, oder unbewusst, genau diese Gratwanderung und die zweigeteilte Wahrnehmung musikalischer Konsumenten.
Verehrt & Verdammt Tour 2018
08.03. München
09.03. Nürnberg
10.03. Stuttgart
11.03. Augsburg
14.03. Köln
15.03. Bochum
16.03. Dresden
17.03. Berlin
21.03. Heidelberg
22.03. Frankfurt
23.03. Hannover
24.03. Hamburg