Das Wetter am letzten Sonntag im April hielt sich an die dem Monat gemäße Regieanweisung und verhielt sich sehr wechselhaft. Die Mitglieder von Chapeau hatten zwar in tagelanger Kleinarbeit den Kulturellen Hinterhof sozusagen vom Eise befreit, doch erschien nun ein Konzert unter freiem Himmel ein zu großes Wagnis und so kamen die Gäste an diesem doch wunderschönen, sonnigen Frühlingsabend zahlreich mit der Frage: „Warum spielt ihr nicht draußen?“
Diese Frage konnte Bandleader Max zunächst nicht zufriedenstellend beantworten. Dennoch wurde das Debüt-Album Claque [klak] im Schutze des Musikforums Katharinenkirche der Hansestadt Stendal auf die Menschheit losgelassen. Was heißt jedoch losgelassen? Die Texte sind sehr vielen Menschen bekannt, stammen sie doch aus der Feder von Wilhelm Busch. Auch die Melodien waren den meisten der rund 100 Zuhörer nicht mehr fremd. Schließlich haben die Fans ihre Band schon auf vielen Konzerten erlebt und sehnsüchtig auf das Album gewartet. Manch einer sang bereits beim Release inbrünstig mit und verstummte erst auf den strengen Blick der peinlich berührten Sitznachbarin…
Wilhelm Busch wäre am 15. April 1832 stolze 183 Jahre alt geworden und so könnte das Erscheinen der CD im April 2015 ein verspätetes Geburtstagsgeschenk für ihn sein. Ob das die Intention für das Erscheinungsdatum war, ist mir nicht bekannt, auf jeden Fall wäre Wilhelm Busch sicher hocherfreut, seine Verse in den guten Händen von Chapeau zu wissen.
Chapeau das sind Max Heckel, Gründer und Ideengeber, Aron Thalis, Schlagzeug und Gitarrengeber und Tabi Harzer, Gesang, Querflöte und Piano. Für die CD und das Release-Konzert hatte sich Chapeau Unterstützung geordert. Am Kontrabass und E-Bass verstärkte Marcel Storjohann die Band. Was heißt verstärkte? Seine rote Fliege in Einklang mit Können und Frische lassen noch einiges von ihm erwarten. Auf jeden Fall war Marcel eine Bereicherung für den Abend.
Der Einstieg in den Abend begann bereits mit dem Lied Der Frosch sehr schwungvoll. Obwohl, oder gerade weil, es Tabi Harzer nun mit drei manchmal „mobbenden“ Bandmitgliedern zu tun hatte, schwebte ihre Stimme klar über dem Arrangement und sie gewann damit jedes Gefecht gegen die Jungs. Ich hatte die Band lange nicht mehr live erleben können und fand ihren Zugewinn an Strahlkraft, ob stimmlich oder an den Instrumenten in jeder Beziehung bemerkenswert.
Das nächste Lied des Abends war Der Einsame. Hier wirbt Kollege Busch mit den vorgeblich angenehmen Seiten der Einsamkeit. Im wirklichen Leben kann, will, oder darf man dieser Einsamkeit nicht frönen und so ist es zwangsläufig, dass man sich mit unterschiedlichsten Zeitgenossen und Begebenheiten abgeben muss. Die täglichen Absurditäten greift das neue Buch So Sachen halt von Max Heckel auf, welches am Sonntag gleichzeitig mit der CD an den Start ging.
Die erste von Max vorgetragene Geschichte Tautologische Gespräche widmete sich dem Smalltalk. Die Geschichte könnte für Menschen mit Defiziten in diesem Bereich, zu denen sich Max ausdrücklich zählt, eine wirkliche Lebenshilfe sein, sofern sie nicht ein Leben, wie der besungene Einsame, führen möchten. Man flechte in seine Gespräche nur genügend AHs, OKAYs und SCHÖNs ein, oder belasse es gleich bei diesen Lautmalereien.
Mit dem Hinweis, dass es draußen doch schön gewesen wäre, nahm das Programm seinen Lauf. Der hinterlistige Heinrich lud mit seinem oh, weh, oh, weh zum Tanzen ein, daher wippte das Publikum in der Kirche eifrig den Takt mit den Füßen mit. Für den nächsten Song hatte Max extra sein Familienfotolächeln geübt mit dem er zusätzlich Tabis Song Die Schnecken auf das „Netteste“ begleitete. Überhaupt war nett das Wort des Abends, welches immer wieder, mal flapsig, mal ironisch, auf jeden Fall gut gemeint zwischen der Band und dem Publikum hin und her sprang.
Auf Maxens Text Die Mücke folgte passenderweise das Lied Die Fliege. Und so rundeten sich auf harmonische Art und Weise die Lieder von Chapeau mit den Geschichten von Max Heckel zu einem gelungenen Abend ab.
Neben seinen Fähigkeiten am Schlagzeug überzeugte Aron als überaus talentierter Gitarrengeber für Max und bekam für diese „Showeinlage“ immer einen extra Applaus vom Publikum. Zusammen mit Marcel transportierte er eine Prise Boygroup-Feeling auf die Bühne, welches die jüngeren und auch die etwas älteren Mädels dahin schmelzen ließ.
Pünktlich 20.15 Uhr fiel gemäß Regieanweisung der Regen und überzeugte auch den letzten Spötter, dass der Umzug unter ein Dach eine richtige Entscheidung gewesen war.
Auf das Lied Fips, der Affe, am Klavier hatte sich Max sehr gefreut, da es ihm die Möglichkeit eröffnete, sich schmachtend, tief blickend und inbrünstig seiner geliebten Geige hinzugeben, wie es Stargeiger halt so tun.
Ein Releasekonzert ist natürlich auch der richtige Zeitpunkt sich bei allen Unterstützern zu bedanken. Dem kamen Chapeau auch ausgiebig nach. Ihr besonderer Dank galt Mohi Buschendorf, unter anderem für die Geduld, die er beim Dreh des Musikvideos mit ihnen hatte und Heide Ahrens für die Entschlossenheit mit der sie Cover und Booklet des Albums fertig stellte.
Nach dem anhaltenden Schlussapplaus musste Chapeau dem Publikum noch weitere Lieder zu Gehör bringen. So gaben sich Konrad, der Daumenlutscher, Hans Huckebein und nochmals Der hinterlistige Heinrich in einem mitreißenden Finale die Ehre.
Wer nun Lust auf einen sehr unterhaltsamen Abend mit Chapeau bekommen hat, kann das Programm claque [klak] – die Onomatopoesie der Hüte als nächstes am 21.Mai 2015, um 19.30 Uhr, im Kunsthof Dahrenstedt, Dahrenstedter Dorfstraße 6, 39576 Stendal OT Dahrenstedt erleben. Das wäre auch eine gute Gelegenheit das Album Claque [klak] zu erwerben. Außerdem kann es in Kürze auf der Internetseite von Chapeau bestellt werden.
Weitere Termine der Band sind hier zu finden. Es lohnt sich! Ihr wisst sicher, wer nicht kommt, ist nicht dabei!
Verena Rauch stellte die Fotos der Band für diesen Beitrag zur Verfügung. Vielen Dank!
Danke für die detaillierte Zusammenfassung, ich bin bekennender Fan der Chapeau Band und kann von ihnen nicht genug bekommen.
Live und auf CD sind sie ganz grandios.
Toller Artikel, großartiges Konzert und wunderbare Stimmung! Für ca. drei Stunden wurde man in eine andere, musikalische Welt entführt. Mir hat der Abend viel Spaß gemacht.
Wahrlich – hätte dieser Abend unter freiem Himmel stattfinden können, er wäre einfach zu schön gewesen.
Danke für diesen schönen Artikel.
Auch wenn dieser Abend nicht unter freiem Himmel stattgefunden hat, war es ein außerordentlich, schönes Konzert. SOmit ein großes Dankeschön an alle die, die es unter einem Dach mit uns ausgehalten haben.
Vielen Dank für euer Echo! Es war ja wirklich ein schöner Abend. Bis zum nächsten Mal, Kathja
Ein großes Dankeschön für diesen wundervollen Artikel! Es war ein toller Abend mit einem super Publikum und einen klasse Gastmusiker (Danke, Marcel!). Und bei nächsten Mal spielen wir dann wieder im Kulturellen Hinterhof. 😉 Chapeau!
Vielen Dank für diesen wunderbaren Artikel! Ich als Gastmusiker fand diesen Abend sehr schön, auch wenn er leider nicht unter freiem Himmel stattfinden konnte. Ein großes Dankeschön auch an die tolle Band Chapeau, die ich bei diesem Projekt „Claque“ begleiten durfte, und an das super Publikum. Chapeau!