Perfect, der Opener des Albums „Beyond The Fields“, wird seinem Namen par excellence gerecht. Mit wuchtigen Gitarren-Bass-Tuschs und einem soloähnlichen Schlagzeugintro eröffnet der Silberling, ehe es in die erste Strophe geht. Der Gesang des Frontmanns Andre Bollier, der zwischen nasalen und shouting-artigen Passagen wechselt, ist beim ersten Hören womöglich etwas gewöhnungsbedürftig, zumal ein sogenannter Reingesang der Musik keinen Abbruch täte. Nichtsdestotrotz strotzt die Musik von BEYOND THE FIELDS vor Enthusiasmus und Spielfreude – und zieht gewaltig in ihren Bann.
On Of Those Days setzt den Reigen tanzbarer Mitsingsongs problemlos vor und überzeugt mit wohlfeilen Fiddle-Einwürfen, die von einer klassischen Ausbildung zeugen, diesen Duktus jedoch problemlos überwinden. Sie synkopiert, schluchzt und teufelsgeigt sich Eva Wey durch die Stücke, präsent – ohne dabei aufdringlich zu sein. Indes der Bass sich behaglich und gleichermaßen druckvoll durch die Takte walkt, überzeugt die Mandoline ebenso durch die Kunst der angemessen Zurückhaltung.
Mit The Artist’s Song erklingt ein ruhiger Titel, dessen bisweilen popeskes Schlagzeugspiel dem Gesamtsound sehr gut tut. Zwischen gediegenen Snare-Rand-Klicks und dezenten Mandolineneinwürfen ergießen sich G- und D-Saite der Fiddle in leidenschaftlicher Behaglichkeit. Auch hier wirkt der Gesangsduktus bisweilen etwas zu exaltiert, was durch die Wucht des Gesamtklangs jedoch vortrefflich verortet wird. Und so zeugt das Quintett spielerisch von der Kunst des Notwendigen und trägt ohne hervordrängelnde Solistenmanien den Titel durch die Strophen.
Mit The Canterbury Tales Part 1: The Traveler’s Lament lassen die vier Herren (um ihre geigende Dame) ein Stück in bester Pogues-Manier erklingen. Ohne ins leidige Off-Beat-Gehämmere sogenannter Folkrock-Bands zu verfallen, drängt das Schlagzeug unerbittlich nach vorn, indes sich vor dem inneren Auge das Bild tanzender Massen entfaltet. Feinster Folkrock – ohne das übliche E-Gitarren-Geschrammel!
So folken sich BEYOND THE FIELDS durch die Strophen und überzeugen durch feinsinnig arrangierten, liebevoll umgesetzten Folk, der beweist, dass druckvolle Musik keinerlei Klischees bedarf. Über die volle Länge des Albums bleibt die Charakterstimme Bolliers ein Hinhörer, der bisweilen enervierende Hörgenüsse nach sich zieht, jedoch eines nicht ist: Standard. Wer also mit „If I Should Grace With God“ sein Hörheil erlangt hat, wird „Beyond The Fields“ lieben! So muss Folk klingen!
Titelliste
- Perfect
- One Of Those Days
- The Artist’s Song
- The Canterbury Tales Part 1: The Traveler’s Lament
- Blue Murder
- Dark Waters
- Beyond The Fields
- The Falcon Lives
- Home
- I Wonder If You’re The One (Guess I’ll Never Knows)
- All I Really Need
- Any Time