In Mitteldeutschland tut sich etwas: Drei junge und begabte Musiker haben sich zusammengefunden und wollen von nun an Musik machen. Die neue Formation kommt aus Sachsen-Anhalt und nennt sich Chapeau. Tabi Harzer spielt Piano, Keyboard und Querflöte und mit ihrer markanten Stimme kann sie gekonnt in allen Tonlagen singen. Aron Thalis „Arbeitsplatz“ ist das Schlagzeug, das Cajon und die Percussions. Auf den Instrumenten ist er, wie die beiden anderen Musiker, sehr Spielgewand. Max Heckel bringt in das Trio Instrumente wie Gitarre, Banjo und Geige ein. Er ist Leadsänger der Band und moderiert auch den Abend, unter anderem mit vielen, vom Publikum geliebten Gags. Ich bin mir aber sicher, dass in laufe der Zeit noch weitere Instrumente hinzukommen werden.
Textlich beschreibt sich Chapeau so: Chapeau interpretieren die Klassiker „Max & Moritz“ und „Der Struwwelpeter“ neu, umrahmen sie mit Busch- und Ringelnatzgedichten und rufen Brahms und Monti auf den Plan, um ein Programm für alle Generationen zu schaffen, das sich Erziehungsmodellen und Ironie – im besten Falle auch beiden – verschreibt.
Am 21.12.2013 traten die Musiker im Rahmen der Weihnachtskonzerte von Nobody Knows zum ersten Mal auf und begeisterten das Publikum. Sie spielten leider nur zwei Lieder, aber diese brachten die Zuhörer auf den Geschmack und nach dem Konzert begannen die Diskussionen, wo und wann man Karten für die ersten Konzerte des Trios herbekäme.
Das erste Stück kam mir bekannt vor und durch Nachfrage bei Max, fiel es mir auch wieder ein: Czardas von Vittorio Monti. Geige und Piano begannen zu spielen und erinnerten mich an einem schönen Caféhaus-Besuch in Wien, in dem auch Musik gespielt wurde. Das ist nun nicht abwertend gemeint, das ganze Gegenteil ist der Fall: höchste Musikkunst! Als es zum bekannten Teil des Liedes kam, schweiften meine Gedanken in eine andere Richtung. Ich war in Ungarn und deren typischer Folk-Musik, den vielen Filmen, in denen die Musik vorkommt und es zauberte mir ein Lächeln ins Gesicht!
Aus dem Buch von Wilhelm Busch „Max und Moritz“ wurde der fünfte Streich vertont und vorgetragen. Jeder kennt die Streiche der beiden, Onkel Fritz und Witwe Bolte. Im fünften Streich legen die beiden Strolche Onkel Fritz Käfer ins Bett und die Geschichte nimmt ihren Lauf. Das Lied wurde musikalisch sehr gut und fröhlich umgesetzt und von Thor von Nobody Knows am Bass unterstützt.
Leider spielte die Band nur zwei Lieder, aber die gaben dennoch einen kleinen Einblick in die Welt von Chapeau und machten Lust auf mehr davon. Mit viel Applaus bedankten sich die Gäste des Abends für den schönen Auftritt. Bei einem ihrer ersten Konzerte werde ich mit Bestimmtheit dabei sein. Ich nahm die Gelegenheit auch war und stellte Max auch gleich ein paar Fragen.
Danke dass Du dir die Zeit nimmst, mir ein paar Fragen zu beantworten.
Immer wieder gern, indes wir ja zu danken haben!
Woher rührt der Bandname?
„Chapeau“ (frz.) heißt übersetzt lediglich „Hut“. Nun hat keiner von uns eine große Neigung zu experimenteller Kopfbedeckung, sondern ich fand diesen Ausdruck zum einen wundervoll klingend, zum anderen jedoch auch sehr passend für unser Programm, denn mit der Äußerung „Chapeau!“ bezeugt man einem Gegenüber seinen Respekt – im Sinne von „Hut ab!“. Da solcherlei Bekundungen (in einer gesunden Distanz) leider eher antiquiert daherkommen, versteht sich unser Bandname durchaus auch als Hommage eines liebe- und respektvollen Ausdrucks.
Chapeau ist ein neues Projekt von dir. In den Texten geht es um „Max und Moritz“ und „Der Struwwelpeter“, musikalisch um Monti und Brahms. Wie ist es zu der Idee dazu gekommen? Wie ist es zur Zusammenstellung der Band gekommen und werdet ihr auch wieder Gastmusiker einladen?
Die Idee dazu ist aus zweierlei Beweggründen entstanden: Der erste war ein pragmatischer, weil Nobody Knows z.T. arbeitsbedingt nicht jedes Wochenende auftreten kann. Da ich aber von der Musik lebe, sind auftrittsfreie Wochen für mich auch immer frei von Einnahmen. Der integralere Grund war jedoch, dass ich gern musikalisches Neu- bzw. Altland erkunden wollte. Ich habe 13 Jahre an einer Musikschule Violinenunterricht bekommen und war derzeit auch auf einem – für meine Fälle – ansehnlichen technischen Niveau. Bedingt durch mein Studium und die vielen Auftritte mit Nobody Knows hatte ich aber immer weniger Zeit, anspruchsvolle Stücke zu üben. Nun zwinge ich mich wieder dazu, weil ich Lust darauf habe, auch mal wieder „Klassisches“ zu spielen.
Zudem war das Musizieren mit Aron natürlich immer sehr angenehm – warum also nicht auch in dieser Form? Und mit Tabi hat es vor einem Jahr im Rahmen ihrer gastmusischen Auftritte bei uns auch musikalisch „gefunkt“. Wir werden auch bei dieser Besetzung bleiben, denke ich. Es ist nämlich sehr gewinnbringend, in solch kleiner Formation zu arbeiten, weil man eben nicht die Möglichkeit hat, kreative Leerstellen auf andere abzuwälzen. Demnach sind die Chapeau-Stücke musikalisch auch dichter als bspw. andere Stücke, die ich für größere Besetzungen geschrieben habe. Inhaltlich ist Chapeau auch sehr einfach zu begründen: Ich mag Busch und Hoffmann, aber auch Ringelnatz und Co. Meine Affinität zu nuancierter, scheinbar leichter Lyrik hat sich in den letzten Jahren einfach immer weiterentwickelt, so dass ich mir dachte: Warum nicht aus diesen Klassikern, die alle Generationen kennen, mal etwas Neues machen?!
Wichtig für Chapeau ist, dass die Moderation nicht wie bei Nobody Knows sein wird, weil das erste Programm dieser Band, „Antipädagogische Hinweise“, tatsächlich etwas zu sagen hat. Zwischen den sogenannten Klassikern wird es immer wieder Ausschnitte aus meinem Buch zu hören geben, die Tabi und Aron womöglich dezent musikalisch untermalen werden. Mein Buch, das den gleichen Namen trägt wie das Chapeau-Programm, widmet sich alltäglichen Erscheinungen von erziehungstechnischen Defiziten. Das Ganze dann in „buschesken“ Kinderversen mit ironischer Pointe. Dabei prangere ich nicht an oder lobe eine altehrwürdige Vergangenheit, sondern stelle nur ironisch fest. Was das Publikum daraus macht, ist ihm überlassen.
Auf eurer Homepage sind schon Termine für Konzerte einzusehen und das erste Konzert ist am 17.01.14 in Tangermünde. Wie sind deine Erwartungen, zumal auch das Gerangel um die Karten beginnt?
Von dem Gerangel habe ich nichts gemerkt, umso erfreulicher ist es, das jetzt zu lesen. Wir können mit diesem Zuhörprogramm natürlich nicht in Pubs gehen. Daher sind unsere ersten Auftritte auch in Bibliotheken, Kulturhäusern und kleineren Locations. Was die Resonanz angeht, so hoffe ich natürlich das Beste, kann aber keine konkreten Angaben machen. Leider!
Ihr betretet Neuland mit der Band. Was habt ihr geplant? Wo soll die Reise hingehen? Wird es eine CD geben?
Eine erste CD ist schon in der Produktion und wird am 17.01.2014 mit meinem Buch erscheinen. Beide gibt es nur zusammen. Darauf finden sich sechs Stücke, demnach soll diese erste CD also nur einen kurzen Ausblick darauf geben, was in Zukunft noch kommen soll. „Max & Moritz“ fasst leider nur sieben Streiche, daher wäre es ziemlich unsinnig, fünf Streiche auf die erste CD zu packen, um dann bei der nächsten erstaunt festzustellen, „na sowas, uns ist ja der Erzählstoff ausgegangen.“ Die Ziele für 2014 sind ebenso bodenständig wie integral: Wir wollen natürlich so viel wie möglich Auftritte absolvieren, dabei ein möglichst großes Publikum erreichen und uns einen Namen machen. Wünschenswert wäre es selbstredend auch, wenn uns die Leute ein zweites Mal sehen wollen, auf dass wir 2015 mit einem neuen Programm anknüpfen können.
Vielen dank für die Beantwortung der Fragen und die Zeit, die du dir genommen hast. Ich wünsche euch viel Erfolg in der Zukunft und weiterhin viel Spaß an der Musik!
Vielen Dank und hoffentlich auf bald: Chapeau!
Auch für diesen Text sowie das sehr aufschlussreiche Interview vielen Dank, lieber Jens. Und an den lieben Max, der gern Rede und Antwort stand, selbstredend ebenfalls einen großen Dank.
Danke Gudrun! 🙂