Mit Gitarre, Kontrabass und Schlagzeug gehen die drei Herren an die als „WETTERTRÄUME“ ausgewiesene Sammlung deutscher Volkslieder in jazzesker Neugewandung. Der melodiedominierende Andres Böhmer lässt im Inlay mehr zur Intention des Albums verlautbaren:
Volkslieder sind in meiner Generation kein wohlbekanntes Gut mehr, vermögen jedoch auf kompakte Weise, Erbauung und Grübelei zu forcieren und dies in einer Form, die mich sehr anspricht. Ich bin deshalb, wie schon viele andere Musiker, den Weg gegangen, einige der mir liebsten Melodien mit meinem persönlichen Vokabular und unterstützt von den Impulsen meiner beiden Kollegen in Szene zu setzen. Vielleicht können wir hiermit einem Teil unseres Wirkungskreises etwas von der Schönheit unserer kulturellen Vergangenheit erzählen …
Ein Gutteil der elf Titel dürfte dem Ersthörer noch aus Schulzeiten bekannt sein. Nun will der Lenz uns grüßen kann diesbezüglich als symptomatisch für alle Titel verstanden werden. Ohne großartiges Vorgeplänkel werden unterschiedliche Variationen des Volkslieds vorgetragen, die in Melodie- und Akkordgebung zum Teil derart vom Bekannten abweichen, dass die Unkenntlichkeit bisweilen erst nach einigen Strophen aufgelöst wird. Gleichwohl vom Gitarrenspiel dominiert, wird auch Kontrabass und Schlagzeug bisweilen ein Passus der Vordergründigkeit zugestanden.
So entfaltet sich der Bass sein Können bei Över de stille Straten, indes die Gitarre lange Zeit in der Akkordperipherie bleibt. Insgesamt ein feiner Silberling, der bei seinen Hörern einiges voraussetzen darf und muss. Wer sich jedoch auf die Jazz-Modulationen einlässt, wird zwischen den bekannten Motiven viel Neues entdecken können, das dem Alten ebenso innewohnt wie das Eingängige.
Titelliste
- Schlaf mein Karl
- Der Winter ist vergangen
- Der schwere Traum
- Wohl heute noch und morgen
- Wo mag denn nur mein Christian sein
- Barnchoklad
- Nun will der Lenz uns grüßen
- Över de stille Straten
- Meine Augen sind schon müde
- Es zieht eine dunkle Wolk‘ herein
- Schweigend ruht das Feld