Mit 16 Jahren Bandgeschichte und, betrachtet man die Formation HORCH, deren Kopf Klaus Adolphi ebenso darstellt, 36 weiteren, dürfen THE ABERLOUR’S zweifelsfrei als Urgestein der mittel- und gesamtdeutschen Folklore-Szene gerechnet werden. Dabei sind sie mit fünf Alben nicht grade Vielveröffentlicher und präsentieren nach dem Album „Save the Last Drop“ aus dem Jahre 2009 und der Live-DVD „The Aberlour’s – Live“ (2011) endlich neues Material.
Mit „Dayoodlo“ bewegt sich das Quintett in gewohnter Art und Weise gleichermaßen auf alten wie neuen Pfaden. Der Titel, „ein Umgehen mit einer gewissen generellen, männlichen Maulfaulheit“, so Frontmann Adolphi, offenbart jedoch nicht nur musikalische Neuerungen sondern auch personelle. Indes der langjährige Wegbegleiter Andreas Fabian fortan nur noch mit Horch auf Tour gehen wird, um sich außerdem neuen, musikalischen Projekten zuzuwenden, erklingt am Akkordeon nun ein Mann mit dem vielverheißenden Namen „Steffen und Thomas“.
Adolphis charakteristischer Gesang erfährt auf dem Album sowohl muttersprachliche als auch mundartliche Einfärbungen, was dem Gesamtduktus sehr gut tut. Nebst der obligatorischen Gitarre, Schlagzeug, E-Bass lässt der Vielinstrumentalist zudem Cister, Ukulele, Banjo, Whistles und Mandoloncello erklingen und sorgt damit für heimisch-aberlour’sche Hörgefühle.
Die stilistische Selbstverortung „Celtic Folk’n’Beat“ wird insofern gehuldigt, als dass sich die Vieltourer auch weiterhin weder einem Diktat stereoytyper Bühnengewandung unterwerfen noch einem zwanghaften Sich-verändern-Wollen anheimfallen. Vielmehr kultiviert das Adolphi’sche Selbstverständnis die Veränderung als Bestandteil des Beständigen. Auf 13 Titeln entfaltet „Dayoodlo!“ Tanzbares, Neuinterpretiertes – so bspw. den Schulklassiker „Dat du min Leevsten bist“ in neuer Melodie –, Bedrohliches und Heiteres, das sich problemlos neben- und ineinander reiht.
Mit „Najana“, der freien Übertragung des namengebenden Titels, offenbaren THE ABERLOUR’S zudem einen ironischen Kommentar auf ihren Opener, der mein absoluter Favorit auf dem Album bleibt. Freunde von Adolphi & Co. werden auch mit dem fünften Album viel Freude haben, das sich über weite Strecken treu bleibt und vornehmlich in der Peripherie Neues hinzufügt.
Titelliste
- Dayoodlo
- Fair Hair
- Bonifatius‘ Jig & Bösenburg Reel
- Let The Toast Pass
- I’ll Never Get Drunk
- Danville Girl
- Dönerstag
- Min Leevsten
- Violent Show
- What’s Going On
- Zerozeroseven
- Bye, Bye
- Najana – Bonustrack