Nervling sind einfach immer gute Laune und sonnige Stimmung… sind immer frisch spritzling und fröhling… egal ob mit deutschen oder anderen Texten. Sie können einfach nicht anders. Vor allem sind sie live eine Wucht… ihre Lebensfreude überträgt sich mit jedem einzelnen Takt auf die Zuhörer. Man kann sich nicht dagegen wehren. Und das ist gut so. Nervling sind Moira Serfling & Tom Baetzel. Wir hatten Gelegenheit sie kurz zwischen dem Stress um das neue Album & dem täglichem Allerlei ein wenig zu befragen.
1. Kommt jetzt mit „Keine Ahnung“ der ganz große Erfolg… da der Großteil eurer Zuhörer endlich auch eure Texte versteht? Oder habt ihr den Traum von der großen Nervling-Bekanntheit nicht? Wollt ihr denn den großen Nervling-Hit-der-um-die-Welt geht überhaupt?
Ob der „große“ Erfolg kommt… „Keine Ahnung“ *lach!* … sicherlich haben viele aber auch schon vorher auf die Texte geachtet, denn wir wurden oft darauf angesprochen und bekamen von englischen native speakern diverse Komplimente. Wir wissen aber auch gar nicht so genau, was denn der „große“ Erfolg ist. Gibt es da eine Skala? Klaro hätten wir gern einen Hit, der mit uns um die Welt reist und oft schon vor uns irgendwo in der Sonne liegt und nur vor Ort auf uns wartet. Aber es ist für uns mehr eine Frage der Identifikation mit dem, was wir tun, als das Hinterherjagen hinter einem für immer unbefriedigten Traum, denn wenn du einen Hit hast schielen alle schon nach dem Nachfolger.
Wir sind mit unserem Erfolg jetzt schon sehr zufrieden und für alles, was uns in den letzten fast 8 Jahren Bandgeschichte so passiert ist, sehr dankbar. Wir können schon seit einigen Jahren von unserer eigenen Musik leben und das zeigt uns, dass wir Dinge schon ganz richtig machen. Man kann immer irgendwo besser sein, man kann sich dabei aber auch schnell verkrampfen und erreicht dann evtl. am Ende sogar das Gegenteil. Dankbarkeit ist ein sehr großer Faktor für uns.
2. War es schwieriger zu eurer Musik ausschließlich deutsche Texte zu schreiben?
Nein, völlig unerwarteter Weise überhaupt nicht! Irgendwie kam das alles so von ganz alleine raus und verlangte erstaunlich wenig Beachtung während des Schreibens. Man singt dann einfach das, was man ja eh schon sabbelt.
Es hat natürlich Vor- und Nachteile, denn zum Einen muss man nun nicht mehr mit englischen native-speakern eine „Korrektur-Lesung“ abhalten, zum Anderen hängt aber nun auch die Hose an den Knöcheln und man erlaubt ohne blumige internationale Phrasen einen direkten und tiefen Einblick in die Verdrahtung der eigenen Birne…oder sogar des kleinen Herzchens, das in der eigenen Brust so aufgeregt und wohl behütet pockert, weil es gerade so doll beachtet wird…
3. In weit weit stört es euch… wenn man jetzt schreiben würde… „Nervling machen nun Worldmusik mit deutschen Texten“! Würde euch das nerven?
Nein. Worldmusik ist ja was wir alle auf der Welt machen und hören. Wir leben ja schließlich nicht auf dem Mond. Sonst würde es wohl Mondmusik heißen oder so… Was Worldmusik als Kategorie oder inhaltlicher Beschreibung nach eigentlich sein soll, haben wir noch nie so recht gewusst. Das klingt immer irgendwie so, als wäre einem nichts anderes eingefallen. Fühlt sich ein wenig so an, als wäre die Schublade hier wichtiger als der Inhalt.
4. Es könnte aber auch sein…. dass ihr nun in der Schlagerecke landet und demnächst Sonntags im Fernsehgarten auftreten dürft. Wäre das ein Problem?
Was ist denn genau Schlager? Gute Laune? Alltägliche Text-Themen? Es ist ja nicht alles was deutsch ist plötzlich auch Schlager. Ist es das Bett im Kornfeld oder Gaby, die im Park wartet oder zu glauben, dass einem vor lauter verknallt sein die Luft weg bleibt oder die 7. Brücke, über die man gegangen ist? Vorhersehbare Formatmusik? Das sind Metal, Reggae und Rap ja auch. Unsere Titel aus nun bereits 8 Jahren eigener Bandgeschichte sind einfach zu unterschiedlich und authentisch, um eine einzige Überschrift zu bekommen. Uns würde es also nicht stören, dort aufzutreten. Für einen Musiker mit selbst produziertem und eigenen Songmaterial, das auf eigenem Label veröffentlicht wird und obendrein ausschließlich persönlichen inhaltlichen Bezug hat, im öffentlich-rechtlichen TV zu landen, ist sicherlich alles andere als ein „Problem“ und im Jahre 2017 alles andere als alltäglich. Wir würden uns freuen und der Rest würde sich dann daraus ergeben. Sowieso Froh.
5. Plattenlabel und auch Bands sagen ja gerne bei der Bewerbung von ihrem neuen Album… „Dieses ist das Beste was die Band je eingespielt bzw. was die Band bisher gemacht hat. Ihr seit ja Label & Band gleich in einem… sagt ihr das auch?
Logisch. Die Band hat bei uns das beste Label und das Label ebenso die beste Band. Ist ja auch so. Vielleicht hat die Band nicht die besten Marketing-Strategen und Finanzmanager im Label sitzen und das Label nicht die willenloseste Band…aber das macht nix. Immer wenn wir uns voll doof finden findet der andere Teil uns gerade ziemlich gut.
6. Ihr macht viele Konzerte. Auf wie viel Konzerte kommt ihr eigentlich so (im Jahr)? Ist das dann nicht auch viel Routine und langweilige Normalität für euch?
Naja, das kann schnell schon mal 3-stellig werden. Aber eine Routine erkennen wir eigentlich nur daran, dass unsere Soundchecks immer kürzer werden und Auf- und Abbau inzwischen nur noch eine Frage von Minuten sind, da wirklich jeder Handgriff inzwischen wie im Tiefschlaf sitzt. Der Auftritt selbst ist jedesmal neu, da wiederholt sich gar nichts, nicht einmal die Titelauswahl. Es ist nun mal das, was wir tun (This Is My Life) und das macht uns Spaß. Wir haben das Privileg, unser Hobby zum Beruf gemacht zu haben. Und für wen wird schon sein Hobby langweilige Routine?
7. Ihr habt ja diesmal das neue Album mit weiteren Musiker eingespielt. Sind jetzt eure Konzerte auch mehrköpfiger? Wie geht es weiter: Als Duo oder als Band?
Beides. Wir spielen genauso Auftritte im Duo wie auch als Band. Wir sind sehr glücklich, Manne Uhlig an den Drums und Tomáš Ferko an Keys/Bass dabei haben zu können, die beide geniale Profis an ihren Instrumenten sind. Das Duo wird uns nach all den Jahren allerdings nie wirklich fremd werden können oder plötzlich gar nicht mehr „angebracht“ erscheinen. Bestimmt werden aber im Laufe der Zeit die Band-Auftritte überwiegen, denn das ist so richtig fett…
8. Wie seht ihr die heutige Musikszene? Einerseits ist es durch die digitale Möglichkeiten relativ einfach Musik in Heimarbeit zu machen… anderseits verdient man mit CDs nicht wirklich richtig Geld… wenn man nicht den großen Hit eingebaut hat. Auch ist es für viele Musiker schwer mit Konzerten viel zu verdienen. Kann man den Beruf des Musikers nur noch als Zweitberuf ausüben… wenn man nicht für die großen Festivals gebucht wird?
Oha. Kurze Antwort: Nein.
Lange Antwort: Es kommt auf die Prioritäten an. Wenn Geld verdienen die persönliche Priorität ist, gibt es mit Sicherheit geeignetere Jobs um schnell zufrieden zu werden. Dann sollte man denen auch nachgehen. „Wirklich richtig Geld“ zu verdienen ist ja aber auch eine sehr subjektive Formulierung. Wo hört denn „falsch“ auf und fängt „richtig“ an? Ab wie viel ist es denn „viel“ Geld?
Mit der eigenen Musik in der Selbstständigkeit gelten aber eher andere Regeln als auf dem restlichen Jobmarkt: Man bekommt einen großen Anteil der inneren Lebensqualität durch das Ausüben seiner Kunst. Was man da bekommt muss man sich also schon mal gar nicht mehr kaufen. Letztendlich ist die Frage ja eine Bewertung von Musik als Geschäftsmodell, also des Musikbusiness. Die beiden Worte haben eigentlich nie miteinander kombiniert gehört. Musik ist Emotion und Geld ist Materie.
Wenn man aber jeden Tag nur das tut, was man am liebsten tut, wird man zwangsläufig irgendwann auch so gut darin, dass man besser wird als andere und kann dann tatsächlich damit Geld verdienen.. nie aufzuhören ist der Schlüssel.
9. Wie ist das eigentlich bei euch… was ist zuerst da? Die Melodiehenne oder das Text-Ei?
Beides, das ist aber immer ein Einzelfall. Wir schreiben ja jeder für sich allein und ebenso aber auch beide zusammen. Wenn wir gemeinsam schreiben, dann tun wir das tatsächlich in „Echtzeit“, d.h. wir improvisieren in Fantasie-Sprache über uns vorher absichtlich unbekannten Akkordfolgen rum (ist gar nicht so einfach…) bis wir zufrieden sind und reagieren dabei auf kleinste Nuancen in der Stimme oder der Musik, die uns dann zum jeweils nächsten Ton oder Akkord leiten. Das nehmen wir dann alles mit dem Diktiergerät auf (was eigentlich immer bei uns irgendwo mit läuft) und hören es uns dann mit etwas Abstand später an.
Manchmal sind es dann nur ein Refrain oder eine coole Strophe, die dabei rauskommen, manchmal sogar auch schon mit dem endgültigen Text, wenn er „anwesend“ war. Manchmal kommt aber sogar auch nahezu ein ganzer Song am Stück raus.. woran das genau liegt haben wir bisher noch nicht raus gefunden… nur, dass es am Häufigsten passiert, wenn wir weit weg von zu Hause sind. Muss also wohl eine Frage von Temperatur, Luftfeuchtigkeit und UV-Strahlung sein…
10. Wer so viel wie ihr unterwegs ist… erlebt doch so manches. Lustiges und auch nicht gar so Lustiges. Was ist euch denn so alles passiert? Plaudert doch mal ein wenig aus dem Nähkästchen.
Oh, meinst du so kleine Geschichten, wie die, als Tom seine Gitarre vergessen hat ins Auto zu packen und sich vor Ort völlig fertig mit den Nerven für die Show eine von einer anderen Band ausleihen musste? Oder die knackenge Jeans von Moira, die bei einer ihrer akrobatischen Gymnastik-Einlagen auf der Bühne mit einem lauten Knall im Schritt geplatzt ist? Die sind schon witzig. Aber auch Geschichten von Auftritten auf Stadtfesten, wo ältere Passanten mit grimmigem Gesicht von der Seite her quer über die Bühne brüllen, wir sollten doch endlich mal was „Schönes“ spielen, „was jeder kennt“…
Gar nicht so lustig war dagegen das Erlebnis in Trenchtown, Jamaica, wo wir privat auf einer kleinen Party auf dem Dach eines Hauses eingeladen waren, als plötzlich mehrere Böller zu hören waren. Wir dachten natürlich zuerst an Feuerwerk auf einem Kreuzfahrtschiff o.ä., bis wir dann merkten, dass es eine Schießerei zwischen Polizei und Gang-Mitgliedern war, keine 50m Luftlinie von uns, die mit dem Tod eines Gangsters dort endete. Unsere Freunde dort blickten dabei nicht mal auf, denn das passiere dort jeden Tag und man erkenne inzwischen die Cops und die Badguys am Klang ihrer Waffen. Die Badguys machten immer BOOM und die Cops immer TOCK…und 9 von 10mal sei das letzte Geräusch, was man höre ein TOCK…
Oder da, wo wir beide uns nacheinander Dengue Fieber eingefangen haben… das muss man auch nicht nochmal haben.
Natürlich..die Weltreise hat da wohl am meisten Geschichten geliefert.. wie z.B. unsere Fahrt im 4×4 Mietwagen mit Dachzelt mitten durch die Wüste Namibias, wo auf 50 km außer Zebras, Gnus und Giraffen weit und breit keine Sau zu sehen war und die Straße Ewigkeiten nur geradeaus ging…und bei 140km/h plötzlich unser Handy klingelt und die Autovermietung dran ist, um uns darum zu bitten, doch wieder auf die vorgeschriebenen 120 km/h runter zu gehen… ein GPS kann eben auch sehr unromantisch sein…
X) Als Bonus-Werbeleistung von uns… könnt ihr jetzt hier gerne noch alles los werden was immer ihr schon immer los werden wolltet – egal ob in „S“ oder „M“ oder „L“ oder „XL“ oder „XXL“. Nur bitte nicht in „S-XXL“… weil dafür haben wir keine Schrifttype für.
Alles was das Herz begehrt gibt es von S-XXL in unserem Shop auf https://shop.nervling.com *lach*
Und unser neues Video zu „Sowieso Froh“ ist auch GEIL geworden: www.nervling.com
Vielen Dank für das Interview. Wir wünschen euch viel Erfolg mit dem neuen Album und ich persönlich freue mich schon auf eurer Konzert am 2 November in Düsseldorf.
Wer die Gelegenheit dazu hat… die beiden mal live auf der Bühne zu erleben… sollte dies auf jeden Fall tun… denn diese fröhlichen Zwei sorgen einfach immer für gute Laune. Dagegen kann man sich auch nicht wehren! Sie begeistern (fast) alle mit ihrer dynamischen und mitreißenden Musik.
Mit einen Klick auf den Link kommt ihr zu unserer Rezension zum Album von Nervling: Keine Ahnung
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Alle Fotos: der nöBär / Pitcher Düsseldorf